Ostfriesen Zeitung vom 29.01.2007

Handball: Generalprobe gelungen
OHV 31:30 im abwechslungsreichen Benefizspiel gegen Erstligist WHV
Von Silke Meyer

Aurich. Zweitligist OHV Aurich hat sich mit einem 31:30-Sieg gegen Erstligist Wilhelmshavener HV im Benefizspiel zugunsten an Multipler Sklerose Erkrankter für die intensiven Trainingseinheiten in den vergangenen Wochen belohnt. 600 Zuschauer sahen eine abwechslungsreiche Partie mit einem glücklichen, aber verdienten Sieger, dem durch Jan-Philip Willgerodt neun Sekunden vor dem Abpfiff das entscheidende Tor gelang.

Gut, die Wilhelmshavener waren mit einem Rumpfteam angetreten. Ohne drei WM-Teilnehmer, ohne EM-Qualifikant Manuel Liniger und ohne ihre verletzten Leistungsträger Frank Habbe, Andreas Staszewski und Kapitän Oliver Köhrmann. Torwart Jendrik Meyer gehörte zwar zum Kader, kam aber nicht zum Einsatz.

Aber auch OHV-Trainer Frank Carstens musste mit personellen Einschränkungen leben, nachdem er am Donnerstag noch mit der Bestbesetzung planen konnte. Am gleichen Abend kam der erste Ausfall. Oliver Arends verletzte sich im Punktspiel mit der zweiten Mannschaft am Oberschenkel. Andrius Rackauskas verletzte sich im Training am Arm. Damit nicht genug. Hannes Janssen musste wegen eines verletzten Daumens absagen. Und dann meldeten sich René Wagner und Ivo Warnecke noch grippekrank. Damit fehlten Carstens beide etatmäßigen Spieler für die linke Außenseite. Dort spielten zuerst Eduard Arndt und ab der 38. Minute Axel Hesse. Es sollte sein Spiel werden. Der Routinier eroberte sich schnell die Gunst der Zuschauer und erinnerte an frühere Glanzzeiten in der ersten Mannschaft. Als er in der 48. Minute mit seiner für ihn typischen akrobatischen Pirouetten-Einlage per gedrehtem Rückhandwurf zum 25:24 für den OHV traf, da tobte die Halle. Und Carstens schüttelte lächelnd den Kopf über so viel „Frechheit“.

Aber nicht nur so manche Hesse-Pointe machte Spaß beim Zuschauen. Der OHV überzeugte als Mannschaft. „Das haben wir ganz ordentlich gemacht. Hut ab vor der Energieleistung“, war der Trainer mit dem Gesamteindruck zufrieden.

Die Auricher hatten die Partie als Generalprobe für das in 14 Tagen auf dem Plan stehende Punktspiel gegen den SV Anhalt Bernburg genommen und waren dementsprechend vorbereitet in die Partie gegangen. „Nach Anlaufschwierigkeiten haben wir vernünftig verteidigt“, lobte Carstens die Abwehr, die Basis für den Erfolg war. Im Tor zeigten sich in der ersten Halbzeit Helge Rigterink und in der zweiten Vitali Feshchanka gut aufgelegt.

Ausgenommen die ersten drei Minuten dominierten die Auricher die Partie, spielten im Angriff variabel. WHV-Trainer Michael Biegler reagierte bereits nach zwölfeinhalb Minuten mit einer Auszeit. Am Spielverlauf änderte sich anschließend aber nichts. Zur Halbzeit führte der OHV 17:14.

Mit leichten Fehlern im Angriff und Pech bei einem Pfostentreffer von Willgerodt luden die Auricher den Gegner gleich nach Wiederanpfiff dreimal in Folge zu Gegenstößen ein. Die Chance ließen sich die Wilhelmshavener nicht entgehen. Es entwickelte sich eine interessante, ausgeglichene Partie, in der die Gäste aber nur noch zweimal, beim 23:21 in der 41. und 24:23 in der 46. Minute, führten.

Alles deutete auf ein Unentschieden hin, nachdem den Gästen 30 Sekunden vor dem Abpfiff durch Christian Köhrmann das 30:30 gelungen war. Doch die Auricher spielten nicht auf Ergebnis halten. Als Willgerodt neun Sekunden vor Schluss auf der linken Rückraumseite zum Wurf hochstieg und abzog, da passte kein Blatt Papier mehr zwischen oberes Toreck und Ball.

Dem gelungenen sportlichen Teil folgte die positive Abrechnung. 1761,50 Euro gingen an den Landesverband Niedersachsen der Deutschen Multiple Sklerose-Gesellschaft für dessen Beratungs- und Betreuungsarbeit im Bezirk Weser-Ems.

OHV Aurich: Rigterink, Feshchanka; Henriksson (5), Behrends (6), Behrend (1), Toma (3/3), Willgerodt (4), Arndt (1), Hesse (4), Vozar (7), Stocker.

Wilhelmshavener HV: Putera, Meyer; Ljubanovic (4), Hribar (7), Gulfasson (5), Schröder (5/2), Bonath, Bedzikowski (5), Behrends (1), C. Köhrmann (3).

Zeitstrafen: OHV 3 / WHV 1.

Schiedsrichter: Olaf und Mark Wagener (SV Warsingsfehn).

Zuschauer: 600.

Torfolge: 1:2 (3.), 6:2 (6.), 15:10 (20.), 17:14 (30.); 18:18 (35.), 22:21 (40.), 23:24 (46.), 26:24 (48.), 29:26 (54.), 30:30 (60.), 31:30 (60.).




Ostfriesische Nachrichten vom 29.01.2007
OHV Aurich besiegt den Erstligisten

Von Theo Gerken

HANDBALL 31:30-Erfolg im Benefizspiel über Wilhelmshaven / Routinier Axel Hesse war Spieler des Tages

Etliche WHV-Akteure sind bei der Weltmeisterschaft im Einsatz. So traten die Gäste mit mehrfachem Ersatz an.

Aurich - Vor 600 Zuschauern in der Auricher IGS-Sporthalle lieferten sich der Zweitligist OHV Aurich und der Erstligist Wilhelmshavener HV ein unterhaltsames Handball-Freundschaftsspiel, das die Gastgeber letztlich mit 31:30 gewannen. Bereits zum Seitenwechsel lagen die Auricher mit 17:14 vorne. Der Erlös des Spiels ging an die Deutsche Multiple-Sklerose-Gesellschaft für die Unterstützung kranker Menschen in der Weser-Ems-Region. Aurichs Bürgermeister Heinz-Werner Windhorst stockte das Spendenaufkommen mit einem Scheck über 100 Euro noch ein wenig auf. „Ein kleiner Beitrag der Stadt,“ sagte er.

Beide Teams traten stark ersatzgeschwächt an, Wilhelmshaven stellt bekanntlich einige Akteure bei der laufenden Weltmeisterschaft, und beim OHV konnten Warnecke und Wagner wegen einer Grippe sowie Rackauskas und Arends wegen leichter Blessuren nicht mitwirken.

So gab OHV-Trainer Frank Carstens dem Nachwuchs eine Chance und ließ Eduard Arndt von Beginn an auf der Linksaußenposition spielen. Später kam dort zur Begeisterung der Fans Routinier Axel Hesse zum Einsatz. Der Gast aus Wilhelmshaven war nur mit acht Feldspielern angereist, von denen aber nur der schnelle Rechtsaußen Gylfason und Linkshänder Bostjan Hribar wenigstens phasenweise ihre Klasse andeuteten. Dagegen wirkte der deutsche Ex-Nationalspieler Jan-Henrik Behrends nicht austrainiert und völlig außer Form.

Unbeeindruckt vom Führungstreffer des Erstligisten fanden die Auricher dank der klugen Regie ihres Kapitäns Sergey Toma besser ins Spiel. Der Rückraum mit Vozar, Toma und Willgerodt baute permanent viel Druck auf, so dass Henriksson am Kreis den nötigen Platz zum Werfen bekam oder eben am Wurf auf Kosten eines Strafwurfs gehindert wurde. Aurich dominierte eindeutig und führte zeitweise mit fünf Toren. Zur Pause hieß es 17:14.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts wechselte Aurichs Trainer nur den Torhüter. Für Helge Rigterink kam jetzt Vitali Feshchanka. Beide Keeper boten letztlich eine überzeugende Leistung. Mit viel Beifall wurde dann in der 38. Minute die Einwechslung von Axel Hesse bedacht. Der langjährige Akteur aus Regionalligazeiten, der ansonsten in der Reserve mitwirkt, bewies mit einigen spektakulären Treffern, dass er zumindest im Angriff nichts verlernt hatte. Nicht zu Unrecht wurde er zum „Spieler des Tages“ erkoren. Im Verlaufe des Matches kam Wilhelmshaven heran und glich immer wieder aus, bis Willgerodt in der Schlussminute den 31:30-Endstand markierte. „Wir haben hart gearbeitet und uns heute die Belohnung abgeholt,“ zeigte sich OHV-Trainer Frank Carstens nach der Partie sehr zufrieden.