Ostfriesen Zeitung vom 23.07.2007

Kieler werfen beim 37:19 viele Kontertore


Von Günther Czempiel


HANDBALL OHV-Torwart Feshchanka verhindert höhere Niederlage gegen Champions-League-Gewinner


Bis zum 6:7 hielten die Hausherren mit. Dann legte der THW einen Zwischenspurt ein und zog auf 14:6 davon.

Aurich - Mit 19:37 (9:17) Toren verloren die Zweitliga-Handballer des OHV Aurich am Sonnabend das Freundschaftsspiel gegen den THW Kiel. Vor 850 Zuschauern in der IGS-Sporthalle verhinderte Torhüter Vitali Feshchanka mit zahlreichen Paraden eine höhere Niederlage gegen den amtierenden Champions-League-Gewinner, Deutschen Meister und Pokalsieger. Die Verletzung im Fußgelenk war den Auricher Keeper nicht anzumerken.

„Wir haben uns ganz gut aus der Affäre gezogen“, meinte OHV-Trainer Wolfgang Ladwig hinterher, wobei er nicht übersah: „Kiel ließ uns mitspielen. Das kam uns natürlich entgegen.“ Trotzdem hatten es die ohne ihre Rückraum-Stützen Jan-Philip Willgerodt (verletzt) und Kai Kieselhorst (keine Spielberechtigung) angetretenen Auricher schwer, ihre Angriffe abzuschließen. „Wir mussten oft gefühlte zwei Minuten lang arbeiten, um überhaupt zum Wurf zu kommen“, fand Ladwig. „Das zermürbt.“ Der THW nutzte das vor allem in den zweiten 30 Minuten zu zahlreichen Kontertoren aus. „So wollen wir, natürlich mit unseren Mitteln, in der 2. Liga auch spielen“, kündigte Ladwig an.

Zweimal ging der OHV in Führung: Peter Vozar gelang aus der Distanz das 1:0 (2.), Kai Behrend fing einen Kieler Querpass ab und markierte das 5:4 (11.). Oliver Arends warf nach einem weiteren Auricher Konter am gegnerischen Tor vorbei und verpasste beim Stande von 6:7 letztmals die Gelegenheit zum Ausgleich. Weil das Ladwig-Team in dieser Phase über zehn Minuten ohne Treffer blieb, zog Kiel auf 14:6 (25.) davon. Dabei erzielte der in der Anfangsphase nur in der Abwehr eingesetzte Nikola Karabatic die THW-Tore 11 bis 13 im Alleingang, als er viel zu spät gestört wurde.

Neben dem starken Linkshänder Kim Andersson war bei den Kielern Torhüter Mattias Andersson auffälligster Akteur, der bis zur Pause mit vielen Paraden glänzte und auf spektakuläre Weise einen Heber des Aurichers Rene Wagner hielt (18.).

Nach dem Seitenwechsel ließ Kiel die Zügel nicht schleifen. THW-Neuzugang Börge Lund deutete an, dass er als Regisseur die Nachfolge von Stefan Lövgren übernehmen kann, der in Aurich nur wenige Minuten spielte. OHV-Rückkehrer Bastian Wehmeyer nutzte Abstimmungsprobleme in der Kieler Abwehr zu vier Toren vom Kreis aus. Doch dafür und für zahlreiche vergebene Kontermöglichkeiten zeigte THW-Coach Noka Serdarusic Verständnis: „Wir arbeiten im Trainingslager in Varel hart bis zu sieben Stunden lang am Tag und haben den Ball fast gar nicht in der Hand gehabt.“

Die ostfriesischen Schiedsrichter Hans-Georg Temme (Pewsum) und Mark Wagener (Warsingsfehn) leiteten die Partie souverän. Sie pfiffen erstmals gemeinsam, da ihre üblichen Partner verhindert waren.

 

Ostfriesische Nachrichten vom 22.07.2007

Handball: OHV beim 19:37 gegen Kiel chancenlos
Nach gutem Beginn der Auricher lässt der TWH die Muskeln spielen

isw Aurich. Beim Anpfiff des Freundschaftsspiels zwischen dem OHV Aurich und dem THW Kiel war allen Beteiligten klar, dass die Gastgeber gegen den hochkarätigen Gegner keine Chance hat. Und am Ende störte sich auch niemand an der 19:37-Niedelrage des OHV, weil die Freude der Fans am Handball überwog.

Die ersten Minuten ließen die Zuschauer auf eine Sensation hoffen. Nachdem Kim Andersson einen Wurf vergab, ließ es sich Peter Vozar nicht nehmen den ersten Treffer des Abends zu erzielen und seine Mannschaft in Führung zu bringen. Mit einem Doppelschlag brachte der THW-Neuzugang Filip Jicha die Gäste zwar mit 3:1 Toren in Front, doch Ivo Warnecke gelang von der Außenposition ein Tor, an das keiner mehr geglaubt hatte. Warnecke sprang dem Ball, der sich im Torraum befand, hinterher und versetzte diesem einen kleinen Stoß, so dass der Ball um THW-Torwart Mattias Andersson gelenkt wurde und im Netz landete.

Kurz darauf reicht es noch einmal zur Führung für die Gastgeber. Per Tempogegenstoß war Kai Behrend zum 5:4 erfolgreich. Gleichzeitig war dies die letzte Führung der Gastgeber, denen sich bald darauf der Klassenunterschied der beiden Teams offenbarte.

Was der deutsche Meister danach zeigte, war Extraklasse. Zwar spielte Kiel noch nicht perfekt, doch THW-Trainer Noka Serdarusic hatte damit gerechnet: „Es ist normal, dass man verwirft, wenn man erst fünfmal mit dem Ball trainiert hat.“

Die Gäste von der Förde gaben dem OHV nach einem Passfehler noch einmal die Möglichkeit zum Ausgleich, doch Oliver Arends gelang es nicht den Ball im Tor von Andersson unterzubringen.

Fünf Minuten lang ließ der THW nun ordentlich die Muskeln spielen und erhöhte von 7:6 auf 12:6. Vor allem Nikola Karabatic ließ sein Können aufblitzen. Dass der erfolgreichste Torschütze der vergangenen Champions-League-Saison keine großen Lücken in der gegnerischen Abwehr benötigt, bekam die OHV-Defensive zu spüren. Er machte eine kleine Körpertäuschung, warf sich in die Lücke und schon rollte der Ball zurück aus dem Tor. So schnell kann niemand reagieren. Auch nicht, wenn der französische Nationalspieler urplötzlich aus dem Stand zum Sprung übergeht und den Ball blitzschnell im Tor versenkt.

„Während wir für einen Wurf zwei Minuten lang arbeiten müssen, ziehen die einfach ab“, bestätigte Aurichs Trainer Wolfgang Ladwig den Gästen ihr Können. Doch die notwendige Zeit bekommen die Gastgeber nicht immer. Die Schiedsrichter zeigen immer wieder Zeitspiel an und bringen den OHV in Zugzwang, dessen Würfe dann oftmals am Abwehrblock abprallten oder von Andersson pariert wurden. Der Kieler Schlussmann präsentierte sich in guter Form. Zur Halbzeit waren die Verhältnisse klar: 9:17 leuchtete es auf der Anzeigetafel auf.

Dass nicht nur die Sieben von Serdarusic ausgefallene Spielzüge im Gepäck hat, bewiesen Ladwigs Schützlinge zu Beginn der zweiten Spielhälfte. Schnell wurde der Ball von einer Position zur nächsten gespielt, eingelaufen und gekreuzt. Am Ende war es Sergey Toma, der Thierry Omeyer hinter sich greifen ließ.

Der THW Kiel drückte im zweiten Durchgang ordentlich aufs Tempo. Bei vergebenen Chancen der Auricher setzte das Kieler Team sofort zum Konter an.

OHV Aurich: Feshchanka, Anders, Büscher; Arends, Toma (2/1), Arndt (1), Behrend (4), Warnecke (3), Behrends (2), Ladwig, Janssen, Wehmeyer (4), Vozar (2), Wagner (1).

THW Kiel: Omeyer, M. Andersson; Lund (2), K. Andersson (7), Lundström (6/2), Anic (6), Lövgren, Weltgen (2), Karabatic (5/1), Klein (5), Jicha (4).

Torfolge: 1:0 (1.), 1:3 (6.), 5:4 ( 11.), 6:8 (16.), 6:13 (22.), 9:17 (30.), 12:22 (41.), 14:27 (47.), 15:30 (50.), 18:34 (55.), 19:37 (60.).

Zeitstrafen: THW: 1.

Zuschauer: 850